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By Timo Niessner

Freediving und Corona – Erfahrungsbericht 5 Wochen danach

Ein Erfahrungsbericht über die Auswirkung meiner Corona-Infektion, während eines intensiven Freediving Trainings in Ägypten und wie es sich bis heute entwickelt hat.
Timo Niessner nach Freediving und Selbstexperiment nach Corona

FREEDIVING UND CORONA – 5 WOCHEN NACH DER INFEKTION

+ UPDATE – 4 MONATE DANACH

!!! In diesem Artikel schildere ich meine eigenen Erfahrungen mit Corona in Zusammenhang mit Freediving, was ich physisch und mental wahrgenommen sowie mit zwei unterschiedlichen Pulsoximetern gemessen habe. Weder bin ich Mediziner, noch erlaube ich mir spezifische Diagnosen zu stellen. Dieser Artikel basiert auf meinen persönlichen inneren/äußeren Beobachtungen, die ich täglich mit meinem äußeren Erscheinungsbild (dank Ines) reflektierte !!!

Inhaltsverzeichnis

Seit über sechs Jahren war ich bis auf eine leichte Erkältung, ich nenne sie die Eintagsfliege, nie krank. Weder kenne ich mich besonders gut mit Kopfschmerzen, Fieber geschweige denn Husten aus. Bisher existierten diese Symptome für mich nicht mehr, zumindest seit ich mein altes Leben habe ruhen lassen.

Vor 5 Wochen änderte sich dies drastisch. Nach einer intensiven Trainingswoche in Sharm-el-Sheik, mit mehreren zusätzlichen Fundives, fing ich an mich müde zu fühlen.

Kurz die Checkliste durch gehen:

  1. Zu wenig Schlaf -> Nein
  2. Falsches Essen -> Nein
  3. Schwierigkeiten mit der Verdauung -> Nein
  4. Leistungseinbußen in den Freediving-Sessions -> ganz im GegenteiL
  5. Mentale Unruhe / Überbelastung -> Nein
  6. Lungen-Squeeze -> ein leichter wäre möglich

 

Ok. Was sind die Anzeichen dafür?

* Blut im Speichel nach dem Tauchgang – Nein

* Häufiges Husten nach dem Tauchgang – Nein

* Kurzatmig – Nein

* Niedrige Sauerstoffsättigung – Nein

 

Schließlich ist mir während meiner morgendlichen Atemsession ein überraschend hoher Ruhepuls aufgefallen. Der sich zwar durch die Session wieder beruhigte, jedoch nicht auf die für mich normalen 52 +/- Schläge einpendelte.

Daher verliefen die kommenden zwei Tage eher ruhig. Kein Training mehr und ein paar trockene Tage bevor es wieder ins Wasser gehen sollte. Nach diesen zwei trockenen Tagen ging die Planung für das nächste Training, nun in Dahab, los. Es fühlte sich aber irgendwie nicht gut an.

Am Abend bevor das erste Training los ging, kam zum ersten Mal dieses Druckgefühl im Brustkorb auf. Nicht irgendwo, sondern direkt links unterhalb meines Sternums. Ok, vielleicht habe ich es etwas zu gut mit meinen Dehnübungen gemeint, dachte ich mir. Lieber easy anfangen mit der nächsten Freediving-Session.

So habe ich es dann auch gemacht. Und obwohl ich mehr schnorchelte als wirklich abzutauchen, fühlte ich mich die ganze Zeit über schlapp. Nach 45 Minuten im Wasser brach ich das Training ab. Komisch, denn meine Herzfrequenz ging nun wieder auf über 90 Schläge hoch und das im Ruhemodus (sitzen, lesen etc.).

Also, logische Konsequenz, kein Training mehr, denn da stimmt was nicht. Vier Tage später wollten wir dann wieder zurück nach Österreich fliegen. Zwei Tage vor Abflug, PCR-Test gemacht, weil brauchen wir schließlich für die Einreise.

Am nächsten Tag, fühlte ich mich richtig schlapp. Waren morgens noch etwas wandern in einem Wadi, das musste ich jedoch nach kurzer Zeit abbrechen. Seither waren meine Batterien gefühlt im roten Bereich. Besser ausruhen. Komisch und verdammt, was ist denn da los?!

Dank einem Nickerchen am Meer, ging es dann schon wieder. Aber der Puls war zwar weiterhin viel zu hoch, irgendwie ging auch meine Atmung viel zu schnell, aber ok, das wird schon, hoffte ich.

Später kam dann der Anruf:

„Herr Niessner, ihr Corona-Test ist positiv“

Mein mentaler Zustand mit Corona

Mental bin ich direkt auf Planungsmodus umgestiegen. Was gibt es jetzt zu tun? Next steps. Was wenn, schlimmster Fall etc. Planung. Eventmanager halt…

Erst nachdem alles geregelt war, was dank meiner Freunde vor Ort ziemlich schnell ging, kam der Gedanke “Was macht das jetzt mit deiner Lunge?” und “Kann es sein dass ich nun langfristige Lungenschäden bekomme?”. Schließlich waren diese Gedanken berechtigt, da schon deutliche Schäden der Lunge bei einigen Corona-Infizierten festgestellt wurden. Leider auch bei manchen die einen milden Verlauf hatten.

Ein mentaler Reset ist jetzt nötig, sonst drehe ich mich nur im Kreis und sehe Dinge (Symptome) die nicht existieren. Durch eine neu erlernte Sufi-Meditation konnte ich mich direkt in eine Atempause mit einem mentalen Reset atmen. Abschalten. Gedanken setzen lassen. Situation klar sehen. Neustart. Angefangen zu realisieren was gerade Phase ist und entspannt weiter gemacht.

Da jetzt mit Corona, die kommenden Wochen, nichts mehr mit aktivem Freediving ist, war nun klar.

Hast du gerade auch eine ATEMPAUSE nötig? Hier findest du ein paar Übungen dazu oder du machst gleich bei einer Live-Session mit.

Timo Niessner am See nach Selbstexperiment mit Freediving und Corona

Und weiter aber ohne Freediving

Oha, jetzt macht das ganze wieder Sinn. Direkt in Quarantäne, alle Kontakte der letzten Tage informiert, Flug umgebucht und weiter geschaut wie sich mein Zustand verändert. Ines hatte sechs Wochen zuvor Corona, war also die 8 Tage als Hausfrau aktiv. Glück gehabt.

In den kommenden Tagen kamen dann all die Symptome auf mich zu die ich so gut wie noch nie hatte. Anhaltende pochende Kopfschmerzen, Müdigkeit, trockener Husten, eingeschränktes Konzentrationsvermögen, niedrige Sauerstoffsättigung (oft deutlich unter 95% zeitweise sogar 80%), das Druckgefühl in der Brust und zum grande Finale Geruchs- und Geschmacksverlust.

Na super, da ich hier schon am roten Meer sitze ohne freediven zu dürfen, gönne ich mir zumindest täglich die besten Mahlzeiten. Wenn diese jedoch wie Papier schmecken und dazu nach nichts riechen… Zonk.

Nun muss ich für das Verständnis der Situation erwähnen, mir ging es grundsätzlich immer gut. Eine Angina ist körperlich viel heftiger. Mein Testergebnis wurde nicht offiziell ausgestellt, daher bestand auch nicht die Gefahr von Polizei oder Militär deportiert zu werden. Glück gehabt.

Der weitere Verlauf von Corona verlief bei mir seitdem in Wellen. Fieber blieb aus, anscheinend sah ich die ganze Zeit über normal aus, laut Ines „gut wie immer“. Also nichts was von außen hätte auf eine Krankheit schließen lassen. Mal wurde das eine weniger, dann etwas anderes wieder stärker. Up and Down.

Der Tagesablauf bestand darin so viel zu schlafen wie möglich. Zusätzlich habe ich von einem Arzt Antibiotika, Vitamin C, Zink und Hustensaft bekommen. Das Antibiotika sollte eine mögliche Lungenentzündung vorbeugen und der Rest der Tabletten war zur Stärkung der Immunabwehr gedacht. Nach zwei Tagen wurde mir durchgehend schlecht, was ich jedoch auf die Überdosis Tabletten schiebe.

In Kombination mit dem nach Papier schmeckenden Mahlzeiten, obwohl mit Liebe gekocht, habe ich die Woche Quarantäne in Hüftgold bezahlt. Zusätzlich kann ich mit einer Liste von Buchempfehlungen brillieren, könnte Vertreter für Pulsoximeter werden und mache Feuer wie Bear Grylls, womit ich wohl der Profi im kommenden Freediving-Camp auf Gozo bin.

Bis auf den Geschmacks- und Geruchsverlust, beruhigten sich bald alle weiteren Symptome. Dieser Druck in der Brust lies leider nicht locker, sporadischer Husten, dazu war die Herzfrequenz noch immer erhöht, jedoch nur noch um etwa 15-20 Schläge auf 65-70 Schläge im Ruhemodus. Meine Sauerstoffsättigung war nun auch nahezu konstant über 95%, bis auf die Heimreise mit Übermüdung und Maske, da gab es ein paar Ausreißer.

8 Tage später konnten wir schließlich mit negativem Test ausreisen. Nach 36 Stunden Heimreise, quittierte ich diesen Schlafentzug mit einem gefühlten Winterschlaf im eigenen Bett. Es gibt nichts besseres, herrlich…

Woche 2

Über Weihnachten, kamen dann Geruch und Geschmack wieder, jedoch hatte ich das Gefühl nur 50-60% wirklich wahrzunehmen.

Woche 3

Ab der dritten Woche, startete ich grundlegende Atem- und Dehnübungen wie Katze-Kuh, ergänzt durch ein Herantasten an langsam steigernde tiefe Atemzüge. Dies hat sich anfangs nicht sehr gut angefühlt. Daher bin ich alle zwei Tage wirklich nur mini Schritte gegangen.

Das Risiko zur Schädigung meines Atemapparat war mir viel zu hoch. Dazu kommt, dass ich Freediver kenne die nach ihrer Corona-Erkrankung genau mit diesen Übungen zu schnell gestartet sind und nachher Blut gehustet haben. Freediven rückt damit in weitere Ferne. Nicht cool. Brauch ich nicht.

Woche 4

In Woche vier waren Geruch und Geschmack wieder auf 90%, welch ein Corona-Glücksmoment. Nun konnte ich endlich Cashewmus von Erdnussmus unterscheiden. Ich steh auf das Zeug!

Das Druckgefühl links unten am Sternum, ging nun immer weiter zurück. Ich schreibe diese positive Entwicklung den sachten Dehnungen und Atemtechniken zu. Hier findest du ein paar dieser Atemtechniken, die ich wirklich nur sehr sehr vorsichtig angewandt habe.

Bring deine Atmung auf ein neues Level im wöchentlichen Atempause-Atemtraining oder mit dem kostenlosen 7-Tage-Atemjournal

Woche 5

Jetzt ist die fünfte Woche, ich stecke mitten in einem BREATHWORK-Instructor-Kurs (Lehrer für spezielle Atemtechniken), teste selbst weiter an meinen bestehenden Techniken und fühle mich wieder wie ein Duracell Häschen.

Wandern, Snowboarden, Joggen habe ich bereits ab Woche drei wieder angefangen. Nach der gestrigen Wanderung fehlt mir zwar noch ein bisschen Kondition, jedoch nichts was in den kommenden Wochen nicht aufzuholen ist. Der Druck unterm Sternum ist nahezu komplett weg, einen kleinen Rest spüre ich aber trotzdem. Bevor ich wieder ins Freediving-Training für tiefe Tauchgänge starte, sollte das jedoch ebenfalls weg sein.

Damit Corona keine langfristigen Folgen für meine Freediving-Aktivitäten hat, ernähre ich mich seit vier Wochen grüner denn je, saniere meinen Darm und tauche tiefer in die körperliche und mentale Regeneration durch Atemtechniken ein. Soweit also wieder allet jut!

Monat 2-4 nach CORONA

In den letzten 3 Monaten ginge es jeden Morgen zwischen 5:00 und 05:30 Uhr aus dem Bett und auf die Matte. Angefangen mit Full-Body-Stretching, aufdehnen der Atemmuskulatur, dann 30 Minuten spezielle Atemtechniken mit Nutzung meiner vollen Lungen Kapazität (TLC) und mit Reverse Packs unter mein Residual Volumen (RV).

Bewusst habe ich Packing zur Steigerung meines TLC vermieden. Wollte damit noch ein paar Wochen warten.

Fühlte sich alles super an. Natürlich, manchmal ist es schon verdammt zäh und dann werden aus 60min Training eben nur 30min. Auch ok. Grundsätzlich habe ich aber von Woche zu Woche einen gefühlt freieren Brustkorb und eine deutlich stärkere / ausdauernde Atmung bekommen. Die Sets in meinen morgentlichen Atemsessions wurden länger und intensiver. Zusätzlich habe ich den ROM (Range of Motion) meiner Atmung gemessen, mit einem Ergebnis von 102%. In einem Zeugnis wäre das eine 1 mit einem kleinen +.

Nach knapp vier Monaten wollte ich es aber wissen:

“Stimmt mein Gefühl auch mit den Zahlen eines Lungenfunktionstests überein?”

Schnell einen Termin bekommen und zack, war ich schon in dem Glaskasten zum pusten. Nase zu und durch…

LFT Lungenfunktionstest Timo Niessner

“Soderle, mit meinem Training der letzten zwei Monate puste ich denen mal was vor!”, dachte ich. Schlussendlich waren die Hälfte meiner Werte klar im roten Bereich. Ok, meine Vitalkapazität (VC) war normal und auch meine TLC mit 8,2 Litern war bei 98%.

ABER die anderen Werte sahen so aus wie bei einem Asthmatiker. Siehe die die balue Kurve unten im Bild.

Timo Niessner Corona Atmung

Zur Erklärung:

Meine Ausatmung, in blau, sollte in dem grau hinterlegten Bereich liegen. Dazu sollte sie bis zum Schluss hin gerade abfallen. Freediving und Corona scheint nicht die beste Mischung zu sein.

Oha, das passt aber nicht zu meinem Gefühl. Ein befreundeter Oberarzt hat sich dann alles genau angeschaut, den Test haben wir wiederholt, anders gezählt, stärker ausgeatmet und einen auf Aiolos gemacht. Hat alles nichts gebracht, die Kurve hing weiter durch. Solch eine durchhängende Kurve haben Menschen mit Asthma bronchiale oder COPD. Der bei mir verringerte FEV1/(F)VC-Quotient wird medizinisch als obstruktives Syndrom beschrieben.

Timo Niessner Corona Atmung

Gut zu wissen, aber was jetzt?

Kopf in den Sand stecken ist nicht so meins, lieber ins Wasser. Also, Zahlen angucken, Trainingsplan erstellen und ein Spirometer in die eigenen vier Wände holen. Mal sehen was sich an den Zahlen durch das richtige Atemtraining ändern lässt.

Wie es sein kann, dass ich mich besser fühle als noch vor 3 Monaten?

Unsere Vermutung ist eine deutliche Verbesserung meiner Lungenfunktion innerhalb der letzten Monate, im Vergleich zu einem wohl eher unterirdischen Zustand direkt nach meiner “Genesung” von Corona.

Da ich fast jährlich einen Spiro-Test für meine Tauchtauglichkeit machen muss, dabei nie etwas dergleichen herauskam, schließt es einen solchen Befund vor Corona aus.

Sobald mein Atemtraining für die kommenden Wochen startet, es erste Ergebnisse und etwas zu berichten gibt, wirst du hier in dem Blog / Instagram oder meinem Newsletter darüber erfahren.

 

 

Wie sind denn deine Erfahrungen bisher mit Corona und Freediving?

Wenn du weitere Fragen hast, lass mir gerne einen Kommentar da. Freue mich über einen konstruktiven Austausch mit dir.

 

All the best und pass auf dich auf

dein Timo

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