Scheitern, Angst & Glück
„Ich mag es nicht um den heißen Brei herum zu reden.“ („I don’t like to bullshit“)
„Johnny Deep“ wie sein Spitzname in der Freediving-Community lautet, hat als aktiver Sportler schon viel erreicht. In mehreren Disziplinen tauchte er über 100m. Bis ins Jahr 2013, in dem durch einen tragischen Unfall, sein Freund und Trainingskollege ums Leben kam. Seither hat er sich einen Namen als Weltrekord-Trainer und Coach seiner kolumbianischen Freundin Sofia Gomez-Uribe einen Namen gemacht. Diese stellte 2017 auf Dominica einen neuen CMAS-TiefenWeltrekord mit 84m in Bi-Fins auf (zwei einzelne Flossen).
Dazu hat Johnny eine charismatische und aufgeschlossene Persönlichkeit die auf Anhieb motiviert. Vielleicht eines seiner Geheimnisse als erfolgreicher Coach, die auch mein Training zur Zeit des Interviews in Dahab beeinflusst haben.
Ich treffe Johnny in der Lighthouse-Bucht im Restaurant Nirvana. Da er mich bereits seit einigen Tagen coached, trinken wir erst noch einen Tee bevor wir das Interview starten und tauschen uns aus. Johnny wirkt entspannt und wir unterhalten uns mit Akim Adhari während ich die Kamera aufbaue und Freunde und Bekannte darüber aufkläre bitte nicht ins Bild zu laufen. Soweit so gut, jetzt kann es losgehen. Also Johnny…
Anbei eine Zusammenfassung des Interviews:
Ich erkläre Johnny dass meine Fragen keinen direkten Bezug zum Apnoetauchen haben, es ihm aber offen steht wie er das Tauchen in seine Antworten einbaut.
Inhalt
Innere Flamme – Motivation
Auf die Frage was ihn morgens aus dem Bett treibt, kommt sofort:
„Der Drang aufs Klo zu gehen“
☺ OK.
Dazu möchte er einfach raus um den Tag zu einem Abenteuer zu machen. Das ist es was ihn jeden Tag aufs Neue dazu motiviert und vorantreibt. Sein Lebens basiert auf dem Apnoetauchen und die damit verbundenen Projekte motivieren ihn unheimlich (Anmerkung: Momentan ist er mit Sofia auf einem Boot der Kolumbianischen Marine und betauchen die Antarktis). Apnoetauchen ist für Johnny dazu sehr facettenreich und er entdeckt immer wieder Neues für sich.
Erwartungen
An sich selbst
Er stellt einen gewissen Anspruch an sich selbst. „Ich bin ein Perfektionist“ sagt er und sieht es auf der einen Seite als gut, da es länger dauert bis er etwas bestimmtes umsetzt, aber eben dann richtig.
Auf der anderen Seite ist dieser Perfektionismus aber auch schlecht, da es ihm manchmal nicht gelingt mit dem was er gerade macht glücklich zu sein. Es gibt dabei auch Projekte die er anfängt, sie aber nie umsetzt weil er damit selbst nicht zufrieden ist. Beispielsweise einen Artikel den er dann nicht veröffentlicht.
Von Anderen
Hmmm…eine lange Pause…“Meine Schüler könnten Erwartungen an mich haben…“ Wenn das so ist, meint er, geht er sicher dass diese Erwartungen angemessen und realistisch sind. Falls nicht sucht er mit seinen Schülern nach näher erreichbaren Zielen für sie und ihn. Mit der Zeit wird es den Schülern einfacher die eigenen Ziele zu erreichen.
Auf die Frage ob er die Erwartungen anderer Menschen erfüllen möchte antwortet er kurz, dass wenn er diese Erwartungen erfüllen kann, es, soweit er die Fähigkeiten dazu hat, bestmöglich macht.
Momente der Angst
Zwei große Ängste machten Johnny zu schaffen:
- Die Angst zu ertrinken – jetzt ist er Apnoetaucher und hat diese Angst bewältigt
- Die Angst vor einem Publikum zu sprechen – jetzt halt er öffentlich Vorträge
Aber wie geht er mit Ängsten um?
Johnny sieht dass der größte Druck von sich selbst kommt, nicht von anderen. Daher bereitet er sich so gut es geht auf diese Situationen vor.
„Vorbereitung ist alles.“
Wenn er sich so gut er kann vorbereitet gibt es für ihn keinen Grund nicht das zu erreichen was er sich als Ziel gesetzt hat. Wer sich jedoch nicht gut vorbereitet, kann davon ausgehen zu scheitern.
Was passiert aber im Momenten in denen er sich nicht vorbereiten kann?
Vertraue in das was du machst und wenn du etwas nicht weißt, sag es einfach.
„Ich mag es nicht um den heißen Brei herum zu reden“
(„I don’t like to bullshit“)
Das basiert auf seiner bisherigen Erfahrung.
3 Werte in seinem Leben
1 – RESPEKT
Geben um ihn zu bekommen und man muss ihn sich, laut Johnny, auch mal verdienen. Er respektiert Männer wie Frauen, Tiere und die Umwelt.
2 – HARTE ARBEIT & 3 – AUSDAUER
Diese Werte gehören für ihn zusammen.
„Denn wenn man nicht bereit ist für etwas zu arbeiten, wird man es auch nicht erreichen.“
Scheitern ist für Johnny normal, denn Erfolg kommt nicht davon wenn man einmal hart arbeitet. Man arbeitet hart und scheitert, arbeitet hart und scheitert, arbeitet hart und scheitert wieder und wieder. Man muss Ausdauer haben um erfolgreich zu sein.
Erfolg
Aber was ist dann Erfolg für ihn?
Es kommt wie aus der Pistole geschossen:
„Erfolg ist Freude“
„Bist du glücklich in deinem Leben?“
Man kann Erfolg darin sehen, viel Geld zu haben, aber ist man dann glücklich? Worum geht es denn dann?
Lieber ist er arm und glücklich. Hätte er etwas anderes gewollt, wäre er in seinem alten Job geblieben und hätte Karriere gemacht.
Lebensziel
Für Johnny gibt es nicht wirklich ein Lebensziel. Alles was er bisher wollte, hat er erreicht. Er wollte unbedingt tiefer als 100m tauchen, das hat er schon geschafft. Darauf kommt er ins grübeln und rückt mit einem weiteren Wunschziel heraus. Er würde gerne sehen dass Sofia, seine Freundin, alle weiteren Weltrekorde absahnt, ja das würde ihn glücklich stimmen. Seine Ziele sind weniger Ziele für sich selbst, als mehr das Ziel andere Menschen darin zu unterstützen ihre Ziele zu erreichen.
Aber eine finanzielle Sicherheit die Dinge in seinem Leben zu machen die er gerne machen möchte, wäre schon eine feine Sache, fällt ihm schließlich noch ein.
4 Dinge des Glücks
Was macht Johnny glücklich?
Da muss er nicht lange nachdenken.
1 – Schokoladenkuchen
2 – Vanille-Eis
3 – Mit Freunden, Familie und seiner Freundin abhängen
4 – Apnoetauchen ist oft das pure Glück für Johnny
Dank dir Johnny! Over & Out