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By Timo Niessner

Alexey Molchanov im Interview

Mit 130m in Constant-Weight (Tieftauchen mit Monoflosse) und 125m in Free-Immersion (Tieftauchen am Seil ziehend), stellte Alexey Molchanov 2018 auf den Bahamas zwei neue Weltrekorde auf. Mehr über ihn erfährst du in diesem Interview.
Alexey Molchanov lacht über Wasser Interview

ALEXEY MOLCHANOV – BESTES TRAINING & ERHOLUNG NACH SQUEEZE

„Ich liebe was ich mache“

Endlich hat es mit einem LIVE-Interview geklappt. Alexey jetted durch die ganze Welt von Wettkampf zu Wettkampf, da war es schwer in mal persönlich zu treffen. Letzten November hat es dann kurz vor seiner Abreise aus Dahab doch noch hingehauen. Mit 130m in Constant-Weight (Tieftauchen mit Monoflosse) und 125m in Free-Immersion (Tieftauchen am Seil ziehend), stellte Alexey Molchanov 2018 auf den Bahamas zwei neue Weltrekorde auf.

Nicht das ein Weltrekord etwas neues für ihn wäre, denn er scheint dem Beispiel seiner Mutter (Natalia Molchanova) nachzugehen und sich seine Weltrekorde mit Freude wieder zurück zu holen. So dominiert er schon seit fast 10 Jahren in unterschiedlichen Disziplinen die Apnoe-Wettkämpfe weltweit.

Wer seit so vielen Jahren ganz oben mit spielt, seine eigene Ausrüstung produziert und zusätzlich noch eine eigenes Ausbildungsprogramm besitzt muss einen ganz besonderen Mindset haben.

 

Das wollte ich mir genauer anschauen und habe Alexey Molchanov in diesem Interview etwas auf den Zahn gefühlt. Klick dich also rein und schau es dir an.

Die Antworten von Alexey Molchanov sind im geschriebenen Interview etwas verkürzt. Dazu sind seine Aussagen bestmöglich übersetzt worden und können entsprechend an manchen Stellen vom Englischen abweichen.

Wie trainierst du trotz vieler Arbeit?

Ende November ist auch seine Wettkampfzeit vorbei, da fokussiert er sich mehr auf sein neues Ausbildungssystem. Erst wenn er wieder zurück in Moskau ist, startet er wieder mit dem Pool-Training. Also auch die ersten Monate des Jahrs tastet er sich langsam an seine alte Form heran.

Was ist der wichtigste Teil für dich im Training?

Für ihn ist es das Training im Wasser das den wichtigsten Teil des Trainings einnimmt. Es gibt natürlich viele Übungen wie Stretching, Ausdauer- oder Krafttraining die außerhalb des Wassers gemacht werden können. Wenn man jedoch Zugang zu einem Pool hat finden sich hier die besten Möglichkeiten für eine gute Vorbereitung. Je mehr wir im Wasser trainieren, desto besser können wir mit unseren Schwachstellen arbeiten und die Sicherheit über eine saubere Technik gewinnen. Auch für den Druckausgleich ist das Üben im Wasser unabdingbar um ihn final auch meistern zu können.

Freediver Alexey Molchanov Interview

Tiefen-Blackout mit Squeeze und kurz danach der Weltrekord. Wie geht das bitte?

Das größte Problem war damals ein Barotrauma das ein Vertigo (Schwindel, Gefühl eines Drehens oder Schwankens) ausgelöst hat. Dadurch habe ich die Orientierung verloren und rotierte auf dem Weg nach oben um das Seil herum. Bei etwa 40m wurde ich dann von Steve „abgeholt“ und zur Oberfläche gebracht. Ich selbst erinnere mich kaum an diesen Moment, da ich durch den Vertigo auch einen starken Tiefenrausch hatte. Das wirkliche Black-Out kam erst an der Oberfläche und dauerte nur zirka 10-20 Sekunden. Daher würde ich es nicht als wirklichen Tiefen-Black-Out beschreiben.

Durch die vielen unkoordinierten Bewegungen unter Wasser habe ich mir aber einen starken Lungen-Squeeze (kleine Risse in der Lunge) zugezogen. Das ist bei einem Tauchgang auf 128m (Weltrekord-Level) in einer PreCompetition ganz schön taff.

Danach habe ich für zwei Tage regelmäßig puren Sauerstoff geatmet. Goran Colak hat mich hierbei mit seiner Erfahrung unterstützt und ein paar Tipps gegeben. Nach dieser Zeit bin ich zurück ins Wasser gegangen um ein paar flache Tauchgänge zu probieren. Als ich dann nur einen leichten Druck auf der Lunge gespürt habe, habe ich sofort aufgehört. Man muss dazu sagen dass ich ein gutes Gespür für meine Lunge habe.

Anschließend habe ich noch einen weiteren Tag pausiert bevor ich mich wieder in die Tiefe gewagt habe und mich wieder langsam bis auf 70m herangetastet habe.

So habe ich weiter meine Lunge getestet und war eine Woche nach dem Zwischenfall wieder zurück auf Ausgangsniveau.

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Alex´ Theorie zu seiner schnellen Erholung

Weil ich schon früh mit Ausdauersport angefangen habe, glaube ich dass mein Körper und im speziellen die Lunge eine kürzere Regenerationszeit benötigt. Dies untersuche ich momentan auch mit anderen Sportlern.

Was machst du am auch mental solche Erlebnisse zu verarbeiten?

Die körperliche Regeneration geht bei mit Hand in Hand mit der mentalen Vorbereitung auf den nächsten Tauchgang. Ich habe einfach geschaut wie ich mich bei den flachen Tauchgängen fühle und habe so auch das Selbstvertrauen Tag um Tag wieder gewonnen. Je tiefer ich mit einem guten Gefühl getaucht bin, desto mehr hat es mich aufgebaut.

Schlussendlich, nach diesen sieben Tagen, konnte ich meine Tiefe wieder tauchen und wusste daher auch dass es meiner Lunge wieder gut geht. Zusätzlich habe ich einen Tipp von einem anderen Teilnehmer bekommen, der auch einen Vertigo hatte weil er, wie ich, beim Erreichen der Tiefe seine Nasenklammer abgenommen hat. Also habe ich bei meinem nächsten Weltrekord-Versuch die Nasenklammer angelassen. Das hat dann gut geklappt.

Schlechte Erfahrungen vergesse ich schnell. Wenn etwas passiert analysiere ich diese Situation und schließe damit ab. Dann ist es wie aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Hast du Angst in der Tiefe und wenn wie gehst du damit um?

Nein, ich habe unter Wasser keine Angst. Denn ich taste mich langsam an die Tiefe heran und entwickle so ein Vertrauen in meine körperlichen- und mentalen Fähigkeiten.

Es ist kein Spiel wenn ich tiefer gehe, sondern ich trainiere Schritt für Schritt darauf hin. Ich konzentriere mich viel mehr auf meine Routine wie Flossenschläge, Druckausgleich, Körperposition etc. Man kann sagen ich schalte auf Auto-Pilot und spule den Tauchgang genau so ab wie ich es schon oft gemacht habe.

Freediver Alexey Molchanov im Tauchanzug

„Finde deinen eigenen Rhythmus und höre auf deinen Körper“

Um meine eigene Routine zu bekommen braucht es viel Erfahrung und das Wissen was in meinem Körper passiert. Diese Erfahrung bezieht sich aber auch auf die äußeren Einflüsse wie Strömungen, Wetter und Sprungschichten unter Wasser. Je mehr ich weiß, desto besser kann ich mich auf einen Tauchgang vorbereiten und passe so meine maximale Tiefe im Wettkampf an.

Wie gehst du mit extremen Erwartungen um?

Ich spüre diese Erwartungen besonders bei Wettkämpfen. Das geht aber nur bis etwa 30min vor meinem Tauchgang, dann starte ich meine Routine mit anziehen, Warm-Up und kriege nicht mehr wirklich etwas davon mit. Es gibt auch die Zeit davor, aber da lebe ich einfach meine Leben. Ich bin schon so viele Jahre dabei, da kann ich diese Wettkämpfe viel lockerer sehen als vielleicht noch am Anfang. Vielmehr genieße ich die Umgebung bei Wettkämpfen. Tauchen ist ein Spiel für mich und es macht mir Spaß.

„Es ist für mich mehr ein Spiel als ein Wettkampf“

Würdest du dich selbst als erfolgreich bezeichnen?

Ich sehe mich als erfolgreich mit den Tieftauchgängen in FIM und mit der Monoflosse. Mit No-Fins bin ich noch nicht ganz zufrieden *er lacht*. Dies sind alles kleine Erfolge in Wettkämpfen.

Alexey Molchanov taucht in die Tiefe

Okay, aber wie definierst du Erfolg für dich persönlich?

Nun…hmmmm…ja…ich bin sehr stolz das Ausbildungsprogramm meiner Mutter weiter voranzutreiben. Also der Wettkampfsport ist ein Teil meines Erfolgs, dazu gibt es noch den Teil wenn es um meine eigene Ausrüstung geht, den liebe ich auch. Hauptsächlich und das ist der größte Teil für mich, ist das neue Trainings und Ausbildungsprogramm für mich.

Wo fühlst du dich zuhause?

Mein zu Hause ist Moskau. Hier tanke ich auf und genieße den Wechsel von der Wärme in die Kälte. Es ist auch sehr gut für das Immunsystem. Letzten Winter war ich sogar im russischen Eis tauchen.

Welche 3 Dinge machen dich momentan glücklich?

  1. Meine Frau
  2. Wettkämpfe und Training
  3. Ausrüstung und Spielzeug für mich selbst entwickeln

 

Jetzt aber, besten Dank und eine gute Heimreise!

Alexey Molchanov Selfie mit Walen
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